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Inszenierung: Ute Richter

Spielzeit: 16. Juni 2016 und vorerst bis Ende August 2016

Es spielen: Lena Sabine Berg und Rolf Mautz

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Selbst in den entlegensten Winkeln der Welt hat sich herumgesprochen, wie einträglich die Kapriolen des internationalen Kunst- und vor allem Fälschermarktes sein können. Maude Gutman, Anfang 50, ist überzeugt davon, dass das Gemälde in ihrem Besitz ein Werk von Jackson Pollock ist. Gefunden hat sie das „hässliche Ding“ in der hintersten Ecke eines Trödelladens und glaubt nun, das große Los gezogen zu haben, denn bei ihr – in derer Wohnwagensiedlung –  sitzt Lionel Percy, Mitte 60, gerade angereist aus New York. Er kommt im Auftrag einer Stiftung, die in wenigen ausgewählten Fällen pro Jahr eine Echtheitsprüfung vornimmt. Hier handelt es sich theoretisch immerhin um eine Summe zwischen 50 und 100 Millionen Dollar. Entsprechend aufgeregt versucht Maude ihren Gast für sich und ihr “Schnäppchen” zu gewinnen, der jedoch eher herablassend und gelangweilt ist. Er kann sich kaum vorstellen, dass ein wertvolles Bild in den Besitz einer so unkultivierten Person gekommen sein soll. Aber Maude hat handfeste Argumente, die das Gemälde und ihre Besitzerin in völlig anderem Licht erscheinen lassen.

„ Stephen Sachs setzt sich in seinem Stück – dessen Handlung auf einer wahren Begebenheit beruht – nicht nur mit dem Thema der künstlerischen, sondern auch der menschlichen Authentizität auseinander…Er stellt Fragen, anstatt mit schnellen Antworten aufzuwarten,“ (The Times) „Eine Kollision unterschiedlicher kultureller und sozialer Hintergründe, die weit über die Fragen des Kunstmarkts hinausgehen.“ (The Guardian).

Pressestimmen

RNZ 18.06.2016
Echt gefälscht 
Wieder ein Kunst-Stück im Heidelberger Zimmertheater: Ute Richters Inszenierung von Stephen Sachs’ „Das Original“ 
Von Volker Österreich 

Kunst im Theater, da war doch was. . . Genau, Yasmina Rezas Bühnenbestseller „Kunst“, der seit 1994 landauf, landab für beste Laune sorgt und auch schon von Ute Richter mit viel Esprit im Heidelberger Zimmertheater inszeniert wurde. Nun folgt, gleiche Stelle, gleiche Welle, „Das Original“, geschrieben von dem US- Amerikaner Stephen Sachs, geboren 1959 in San Francisco, also im selben Jahr wie seine berühmte französische Kollegin Reza. Auch bei Sachs steht ein einziges Gemälde im Mittelpunkt eines ebenso witzigen wie hintersinnigen Streitge- sprächs. Kein rein weißes mit feinen Lineaturen wie bei Reza, sondern ein wild gekleckstes Farbfurioso. Stilrichtung Action Painting oder Abstrakter Expressionismus nach der Machart Jackson Pollocks (1912-1956), dessen Werke in den bedeutendsten Museen dieser Welt hängen und dreistellige Millionenwerte auf dem Kunstmarkt erzielen. 
Plot des Stücks ist die Frage, ob eine ebenso prollige wie gerissene Ex-Barfrau namens Maude Gutman auf dem Trödel einen echten Pollock ergattert hat. Für eine Handvoll Dollar, obwohl „dieses potthässliche Ding“ (O-Ton Maude) 50 bis 100 Millionen wert sein könnte.
Den Sachverhalt soll ein aalglatter, arroganter und per Privatjet aus New York herbeigedüster Kunstexperte namens Lionel Percy klären, seines Zeichens ehemaliger Moma-Chef und Obermufti aller möglichen Kunstgeschäfte. Ein blasierter Herr, der emotional stets mit angezogener Handbremse fährt und so tut, als sei kulturelle Bildung und In- tuition das A und O. Maude dagegen, Bewohnerin eines trashigen Trailer-Parks, ist eine eher handfeste Natur, die frei von der Leber weg argumentiert und handelt. Wenn’s nötig ist, auch mal unterhalb der Gürtellinie Lionels. 
Prallen Charaktere so unterschiedlichen Kalibers aufeinander, sind Pointen sicher. Die Zimmertheater-Prinzipalin Ute Richter serviert sie in ihrer Inszenierung mit dem ihr eigenen Feingefühl für Situationskomik. Das von ihr ebenfalls entworfene Bühnenbild deutet eine schäbige Behausung in einem Trailer-Park mit zerschlissenem Mobiliar an. 
Verständlich, dass eine Koryphäe wie Lionel in diesem Milieu des „white trash“, wie man in den USA die weiße Unter- schicht nennt, etwas fremdelt. Rolf Mautz verdeutlicht das in seinem Spiel durch in- dignierte Blicke und mokant heruntergezogene Mundwinkel, während Lena Sabine Berg eine Betriebsnudel spielt, die mit echt kölschem Akzent auf die Echtheit ihres Pollocks pocht. Der Kunstpapst jedoch meldet seine Zweifel an, und die werden bühnenwirksam umgesetzt. 
Stephen Sachs griff mit seinem Stück den authentischen Fall der Fernfahrerin Teri Horton auf, Anlass auch für den 2006 von Harry Moses gedrehten Dokumen- tarfilm „Who the #$&% is Jackson Pollock?“. Bei der Figur des Kunstexperten Lionel denkt man hierzulande natürlich sofort an eine (gescheiterte) Kapazität wie Werner Spies, und bei der Frage, ob es sich um eine Fälschung handelt, assoziiert man den Fall Beltracchi. 
Im Zimmertheater schwingt all dies mit. Die Verbal-Pässe auf der Bühne sind sehr viel treffsicherer als die beim Gähn-Gekicke während des zeitgleich mit der Premiere stattfindenden EM-Spiels Deutschland-Polen. Im Stade de France bleibt’s beim Null-Null, während das Heidelberger Publikum ein Drei-Null für die Fraumannschaft des Zimmertheaters erklatscht. 
Was die Frage nach der Echtheit im „Original“ betrifft, so sei nur so viel verraten: Die auf der Bühne zu sehende Re- quisite trägt den Titel „Jackson Pollock“ und stammt aus dem Atelier der Nusslocher Künstlerin Gerlinde Britsch. Eine „echt“ gefälschte Auftragsarbeit für die Zimmertheater-Chefin. Fragt sich bloß, ob die schwarz-rot-goldene Farbgebung des Bildes ein Bekenntnis im Hinblick aufs EM-Finale ist. 

Mannheimer Morgen 18.Juni 2016
Schauspiel: „Das Original“ im Zimmertheater Heidelberg
Viel Wirbel um ein Kunstwerk
Von unserem Mitarbeiter
Eckhard Britsch

Das Stück ist sehr stark inszeniert, weil es vom pointierten Geplänkel immer mehr Verdichtung erfährt hin zum Kernpunkt der Tragikomödie „Das Original“: Was ist echt, was ist falsch, was wäre Wahrheit vor dem Hintergrund diametraler Wahrnehmung? Der Autor Stephen Sachs hat eine amerikanische Geschichte aufgenommen: Eine Frau findet im Trödelladen ein für sie wirr und hässlich anmutendes Bild, nimmt es als Gag mit in ihren schäbigen Trailer, in dem sie seit 33 Jahren haust. Ein Kunstlehrer glaubt, einen Jackson Pollock entdeckt zu haben, und seither kämpft Maude Gutman um den Echtheitsbeweis.
Resolute Frau trifft Schnösel
Was sagt der Sachverständige Lionel Percy dazu? Ute Richter, die Intendantin des Heidelberger Zimmertheaters, lässt in ihrer Inszenierung mit Lena Sabine Berg und Rolf Mauz zwei ausgezeichnete Darsteller aufeinander los. Hier der Experte, den Mauz als aufgeblasenen, selbstgerechten Typ verdeutlicht, der intellektuelle Überlegenheit ins Feld führt, seine „Gegnerin“ niedermacht und allein seiner Intuition vertraut.
Zwei Sekunden genügen ihm und er weiß, dieser Pollock ist eine Fälschung. Doch Maude decouvriert ihn, denn Lena Sabine Berg durchstößt sukzessive den Panzer der Erhabenheit. Sie macht keinen Hehl aus ihrer sozialen Unterschicht-Situation, versucht es mit eher robustem Charme, bietet ihm auch sexuelle Dienstleistung an, wird aggressiver. Dann zieht sie ihr Trumpf-Ass aus dem Ärmel, einen Fingerabdruck-Abgleich, der ihren Pollock als echt erweise.
Das Ganze spielt sich vor verwitterter Fassade ab, mittig ist ein täuschend echt gemalter Pollock platziert. Und die Pointe kommt: Der Experte wischt Wissenschaft beiseite, denn er ist der Papst der Kunst. Und erinnert dabei an einen deutschen Max-Ernst-Spezialisten, der kläglich scheiterte. „Ich gebe nicht auf, das Ding ist echt“, schreit Maude Gutmann dem

Bilder
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